Tag 4: Castejon de Sos / Payarruego Übersicht
Sonnenschein und strahlend blauer Himmel erwarteten uns am nächsten Morgen. Die Mopeds verlangten nach dem gestrigen Schlechtwetter-Tag etwas mehr Pflege und Schmierdienst.Erstaunlich: Die Ketten mussten noch nicht gespannt werden.
Kompletter Bericht:
Dafür lockte oben am Ende des Weges saftiges Wiesengrün, blühender Ginster und duftender Rosmarin, wie geschaffen zur Rast um Käse Salami und Wasser zu fassen. Wie gut passte sogar der Wildblütenhonig aus dem Bergnest Graus zum Queso Curado!So gestärkt sollte uns eigentlich jetzt endgültig der Durchbruch nach Westen gelingen!
Ich war ziemlich sicher: Hier war noch nie ein Mensch! Nirgendwo auch nur irgendeine Spur von befahrenen Wegen. Rundherum wilde Blüten in allen Farbvariationen. Vielleicht lag es ja auch nur am Licht aber solche kräftigen Farben hatte ich bislang noch nicht gesehen. Man hatte von dort oben einen traumhaften Blick in alle Richtungen. Der natürliche Garten um uns herum hätte sicher einige Garten und Landschaftsarchitekten bis in die Träume verfolgt. Das waren die Pyrenäen von Ihrer schönsten Seite. So schön hatte ich sie mir wirklich nicht vorgestellt.
Zurück im Bergdorf Barbaruens gab es laut Plan nur noch die zweite Wegalternative an der Südflanke des Bergrückens lang.
Nach etwas mehr als einer Stunde wussten wir, warum die Passage gestrichelt war: die Wanderwegweiser zeigten den Weg über Steinstufen hinauf in den Steilhang: unpassierbar für unsere Enduros. Bis zum Nachmittag hatten wir uns nicht mehr als 50km vom Übernachtungsort des Vorabends, Castejon des Sos entfernt.
Nicht mehr allzu weit war es am Abend zur Anisclo Schlucht mit ihren steil aufragenden 300m hohen Kalkwänden. Nur wenig breiter als ein Auto schlängelt sich der Weg durch das Naturdenkmal und zeigte sich bei tief stehender Sonne am Abend von seiner schönsten Seite.
Könnten wir hier wohl ein Quartier finden?
Paco hatte eines. Er betreibt mit seiner Mutter ein Mini Casa Rural am Ausgang der Schlucht in Payarruego. Handwerklich einfach restaurierte Zimmer hinter dicken Natursteinmauern und aus den wie Schießscharten kleinen Fenstern der fantastische Blick hinüber zum Ordessa Nationalpark mit den schneebedeckten Gipfeln des Monte Perdido. Der Balkon ist gleichzeitig Gästeterasse , wo Paco seine Hausgäste zum Aperitivo auf ein Glas Tramino einlädt. Den verwahrt er im Keller in einem kleinen Eichenholzfässchen auf.
Die Gastfreundlichkeit die uns hier entgegen gebracht wurde, war einmalig. Wir waren die einzigsten Gäste im Casa Rural und wurden behandelt wie Könige. Schade nur das ich nicht besser Spanisch sprach, denn zu gerne hätte ich verstanden was uns Paco da am Abend alles erzählte. Er amüsierte sich jedenfalls köstlich.
Längst ist die Dämmerung in Dunkelheit fortgeschritten und unten aus dem Tal hören wir nur noch das Gebimmel der Lämmer. Als ob wir die Kraft, die hier in den Pyrenäen ist aus den Lammkottelets herausschmecken könnten. So ausgezeichnet schmeckten sie uns.